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10 Merkmale für echtes prophetisches Reden

Wer kennt das: da kommt jemand zu dir und erklärt sehr selbstbewußt, er/sie habe „ein prophetisches Wort“ (dafür kann aber auch ein „Eindruck“, „Traum“ oder eine „Vision“ stehen)? Vor allem kommen solche Menschen meistens zu mir, wenn sie gleich ein „prophetisches Wort“ an die ganze Gemeinde haben.

Ich kenne beides – echtes prophetisches Reden (und andere echte prophetische Äußerungen) und falsches prophetische Reden (oder andere pseudoprophetische Äußerungen). Manchmal ist es an der Stelle einfach, manchmal sehr schwer, richtig von falsch zu unterscheiden. Denn „der Teufel verkleidet sich oft selbst, als Engel des Lichts“ (2Kor. 11,12-15).

Und dass er sehr „fromme Phrasen“ dreschen und auch „Bibelsprüche“ kloppen kann, dass wissen spätestens seit der Versuchungsgeschichte Jesu zu Beginn seines öffentlichen Dienstes (Matt. 4,1-11).

Liebe mosaik.church, Gott will, dass jeder von uns die „Geister unterscheiden“ kann. Es sind viele „Propheten und Prophetinnen“ in dieser Welt unterwegs und wenn wir nicht vorbereitet sind, werden einige gutgläubige Christen diesen Menschen auf den Leim gehen. Ich hoffe, dass diese 10 Merkmale Dir helfen können, echtes prophetisches Reden vom unechten zu unterscheiden.

  1. Echtes prophetisches Reden geschieht immer in Übereinstimmung und Harmonie mit der Offenbarung Gottes in der Heiligen Schift. Die Frage, die wir stellen müssen, ist: Liebt der-/diejenige Gottes Wort, die Bibel, als persönliche Verwurzelung im Denken und Leben? Lehrt der-/diejenige Gottes Wort, oder basiert sämtliches prophetische Reden nur auf subjektiven Empfindungen, Erfahrungen oder Träumen?

  2. Echtes prophetisches Reden geschieht immer in Übereinstimmung mit Gottes Charakter. Ist da Gnade, Liebe, Glaube, Gottes Wahrheit, Erbarmen, Wiederherstellung, Friede, Langmut und der Rest der Palette der „Frucht des Geistes“ im Leben und Dienst des „Propheten“ zu erkennen?

  3. Echtes prophetisches Reden geschieht immer in der Absicht, in Gottes Reich einzuladen und auf diese Einladung eine treue, vertrauensvolle Antwort zu erwarten. Beim prophetischen Reden geht es daher nicht in erster Linie um Zukunftsvorhersagen, sondern um eine Aufforderung, an Gottes Zukunft jetzt schon in Hingabe und Nachfolge teilzunehmen. Die Möglichkeit der Teilnahme oder die Notwendigkeit des Ausschlusses aus Gottes Zukunft, manchmal auch schon hier in der Gegenwart, gibt jeder „prophetisch Angesprochene“ durch seine Resonanz auf eine solche echte prophetische Einladung.

  4. Echtes prophetisches Reden ist daher auch nicht verdeckt, verschleiernd und manipulativ, sondern offen, konstruktiv und konfrontativ. Es muss dem Gegenüber in Liebe die volle Freiheit gewähren, sich für oder gegen eine „Botschaft“ zu entscheiden. Jeder Empfänger trägt für sich 100%ig die Verantwortung für das Prüfen, das Befolgen und auch die Folgen einer echten prophetischen Botschaft. Schon allein das Label „Wort des Herrn“ kann hier sehr manipulativ eingesetzt werden. Mit dem Überbringen der Botschaft hat der Prophet seine Aufgabe erledigt.

  5. Echtes prophetisches Reden trägt immer zur Erbauung, zur Förderung, zur positiven Entwicklung eines Menschen und der Kirche als ganzes bei. Das ist der Originalton des Neuen Testaments (vgl. 1Kor. 14,1-3). Natürlich bedeutet das nicht, dass echte Propheten ständig nur „im Spülgang“ laufen, mit erbarmungsvollem Herzen jede Situation 100%ig verstehen und in mimosenhafter Feinfühligkeit keinem „zu nahe treten wollen“. Jede wichtige und echte Veränderung bringt Ängste und Schmerzen mit sich – die Heiligsten sind davon nicht ausgeschlossen. Aber die Absicht, das Ergebnis, die Motive müssen auf Erbauung & Co. ausgerichtet sein. Mein Zahnarzt ist mir da übrigens ein Vorbild …

  6. Echtes prophetisches Reden geschieht nie aus persönlichen Verletzungen heraus oder im Zustand starker emotionaler Verstrickung. Wenn z. B. zwei Parteien einen Konflikt haben, oder jemand „wahnsinnig Verliebt“ ist, dann ist es selten, dass da „der Herr“ spricht. Es sprechen zu uns unsere Emotionen, unsere Seele, unsere Verletzungen, unsere Verliebtheit, unsere Hormone – die Liste ist schier unendlich, – aber mit allergrößter Wahrscheinlichkeit spricht hier nicht der Herr. Größte Vorsicht also vor dem „zornigen Propheten“, der ständig nur Gottes Gericht ankündigt.

  7. Echtes prophetisches Reden geschieht immer in der Freiheit, dieses auch in der Gemeinschaft des Volkes Gottes zu prüfen. „Ein Wort“ oder „ein Prophet“, das sich dieser Prüfung der Kirche, in welcher Form auch immer, entzieht, kann in der Regel ruhig und mit gutem Gewissen vernachlässigt werden. Die neutestamentlichen Propheten sind immer Teil eines Teams, in dem der fünffältige Dienst praktiziert wird (Eph. 4,11; Apg. 13.1-3). Nur so erleben auch Propheten ein geistliches Korrektiv. Ist ein Prophet nur in einer „überregionalen, überkonfessionellen Arbeit“ verwurzelt und nicht im demütigen, verbindlichen Dienen einer Ortsgemeinde, bei der er sich bewusst der Leitung einer Kirche unterordnet, kann auch hier seine Botschaft in der Regel ruhig und mit gutem Gewissen vernachlässigt werden.

  8. Echtes prophetisches Reden geschieht immer durch berufene und zerbrochene Gefäße. Kann ich tatsächlich eine prophetische Berufung bei einer Person feststellen? Kann ich einen Zerbruch bei einer Person feststellen? Wenn das nicht der Fall ist, wird „der Prophet“ immer nur von „oben herab“ Gericht predigen.

  9. Echtes prophetisches Reden geschieht immer in selbstgewählter Demut. Ein echter Prophet ist jemand, der dienen will, der lieben will, der aufrichten will, und vor allem jemand, der ebenfalls den Dienst, die Korrektur und die Liebe anderer empfängt.

  10. Echtes prophetisches Reden geschieht immer im (Mit)Leiden. Ein selbsternannter Prophet kann nur ein Wahnsinniger sein. Ein echter Prophet (die feminine Version ist damit immer mitgemeint, bitte verzeiht mir meine Schreibfaulheit!) steht und fällt mit seiner Botschaft. Er muss sie sagen, weil er dafür von Gott beauftrag ist. Er wird dafür evtl. aber auch ignoriert, verkannt, verlassen, geschlagen, gescholten werden. Propheten tragen keine Kronen und sind in der Regel auch keine Würdenträger. Wer das eine will, sollte das andere lieber lassen. Seine Schattenmission wird ihn über Kurz oder Lang enttarnen.

In Liebe, Jacob Wiebe